Donnerstag, 30. April 2015

Nepal: Augenzeugen des Erdbebens


Nach der Erdbebenkatastrophe in Nepal sind die Mitarbeiter unserer Partnerorganisation in der Krisenregion eingetroffen. Mindestens 20.000 Familien sollen in den nächsten Tagen Notfall- und Hygienepakete erhalten. Das Expertenteam verschafft sich einen Überblick über die Situation, um möglichst zielgerichtet helfen zu können. Nanda Gopal und seine Familie haben in ihrem Dorf eine kleine Zeltstadt aufgebaut. Der Großteil der Einwohner in Harishidi sind Bauern, Handwerker und Taxifahrer. Das Beben zerstörte 75 % der Häuser und tötete 20 Personen in dem Ort.


Nanda Gopal (left) and his son, Binay, in the ruins of Harishidi village.
Nanda Gopal (links) und sein Sohn Binay vor den Ruinen ihres Ortes.

Die Leute seien sehr schweigsam in den letzten Tagen, berichtete der 23-jährige Binay, Nandas Sohn, den Mitarbeitern. Als er über die Kinder berichtet, die bei der Katastrophe getötet wurden, kommen ihm die Tränen. Besonders als er an ein drei Monate altes Kind denkt, das in den Armen seiner Mutter starb. "Ich fühle mich schrecklich", sagt Binay. "Wir sehen die Sorgen in den Augen dieser Familien."
Unser Team traf auch auf Kumari K.C.  Sie lebt nun in einer öffentlichen Notunterkunft, seit das Beben ihr Haus zerstört hat. Als es begann, rannte sie sofort von ihrer Arbeit in einem Krankenhaus nach Hause, um nach ihrem Sohn und ihrer Tochter zu schauen. "Ich rannte in unser Dorf mit Tränen in den Augen. Ich konnte vor lauter Tränen kaum sehen", berichtet sie. Sie machte sich auch Sorgen um ihre Mutter, die Atemprobleme hat. Als sie Zuhause ankam, fand sie ihre Familie unverletzt - wenn auch das Haus zerstört war. "Ich habe alles verloren, bin aber sehr froh, dass meine Familie am Leben ist."

Es sind Menschen wie diese Familien, denen wir mit der Unterstützung vieler Spender helfen werden. Familien, deren Existenz plötzlich vernichtet wurde und denen kaum mehr übrig geblieben ist, als die Kleidung, die sie tragen. Es sind Kinder, die aufgrund der traumatischen Ereignisse besonders unter dieser Katastrophe leiden. Sie alle brauchen praktische Hilfe und neue Hoffnung, die wir mit unseren christlichen Partnern vor Ort Ihnen bringen wollen.

Spenden Sie jetzt hier über unser sicheres Online-Spendenportal.

Kumari K.C., with her mother, and two children. 
Kumari K.C. (Mitte) mit ihrer Mutter (links) sowie ihren zwei Kindern.

Dienstag, 28. April 2015

Nepal: "Ich weine über mein Land"


„Als ich am Samstagabend von dem schrecklichen Erdbeben in meiner Heimat hörte, war ich tief betroffen. Natürlich versuchte ich schnell mit meinen Eltern und Verwandten in Kontakt zu kommen. Sie leben in Pokhara, etwa 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Auch dort waren die Erschütterungen noch stark zu spüren. Doch in dem Dorf selbst kamen wohl nur zwei Menschen zu Tode. Meine Angehörigen sind in Sicherheit. Ihre Häuser hielten den Erschütterungen stand. Das liegt wohl auch daran, dass meine Eltern sich schon beim Hausbau über das Risiko eines Bebens informiert haben und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben. Doch viele Menschen in Nepal sind sich des Erdbebenrisikos nicht bewusst. Gerade in den Dörfern sind viele Menschen einfach zu arm, um sich ein erdbebensicheres Haus bauen zu können. In den Städten wie Kathmandu setzen sich viele einfach über die geltenden Bauvorschriften hinweg, die sicherstellen sollen, dass Häuser nicht so leicht einstürzen. Die Behörden unternehmen auch nichts, um diese Regeln durchzusetzen. 

Ich selbst habe in meiner Zeit in Nepal schon einige Erdbeben miterlebt. Meistens wackelte die Erde nachts. Das macht natürlich Angst, vor allem weil man sich nachts nicht so schnell in Sicherheit bringen kann. Insofern war es gut, dass dieses Beben nun tagsüber war – sonst wären wohl noch mehr Menschen umgekommen. Doch die Katastrophe wird das ohnehin schon sehr unterentwickelte Land noch weiter zurückwerfen – vielleicht um 50 Jahre. 

Meine Eltern und Verwandten haben nun die letzten drei Nächte im Freien übernachtet. Mein Vater engagiert sich schon seit längerem ehrenamtlich beim Roten Kreuz und ist aktuell auch daran beteiligt, Erdbebenopfer mit wichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Doch das große Problem in Nepal ist die Korruption. Viel Geld versickert bei den staatlichen Institutionen. Ich hoffe sehr, dass private Hilfsorganisationen wie Geschenke der Hoffnung/Samaritan’s Purse dazu beitragen können, dass Menschen wirklich geholfen werden kann. 

Die Situation meines Landes macht mich sehr traurig. Ich weine über mein Land. Gestern versuchte ich zur Arbeit zu gehen, konnte mich jedoch nicht konzentrieren. Ich fühle mich hilflos aus der Ferne zu sehen, wie meine Heimat im Chaos versinkt. Ich hoffe sehr, dass viele Menschen spenden und das Geld an die richtigen Stellen gelangt.“

Sagun Paudel (32) promoviert derzeit im Fachbereich Wasserbau an der TU Darmstadt. Ihr Traum ist es, ein Mini-Wasserkraftwerk zu entwickeln, das dann in ihrer Heimat zum Einsatz kommen kann.
 

Montag, 27. April 2015

Das Erdbeben live erlebt



Ein Arzt unserer Partnerorganisation Samaritan’s Purse, Dr. Josh Riggsbee, erlebte das Erdbeben hautnah in einem Erholungszentrum in der Nähe des Epizentrums in Pokhara:

„Das Epizentrum des Erdbebens lag zwischen Pokhara und Kathmandu. Wir erlebten ein ziemlich nervenaufreibendes Beben, das sich wie eine Ewigkeit anfühlte, als wir unsere Lieben zusammenriefen und nach draußen flüchteten.
Dr. Riggsbee lebt mit seiner Familie in Nepal, wo er als Arzt tätig ist.
Seitdem gab es einige Nachbeben. Glücklicherweise hatte das Erdbeben bei uns wenig Schaden angerichtet und keiner unserer Mitarbeiter und Freunde wurde verletzt.
Unglücklicherweise wurde die Hauptstadt so schwer beschädigt, dass viele Einwohner ihr Leben und ihr Zuhause verloren haben.
Nun versuchen wir erst einmal unsere Emotionen in den Griff zu bekommen, die sich momentan eher nach einer Achterbahnfahrt anfühlen. Denn wir sind hier, in einem Retreat Center, während anderswo Menschen leiden und dringend Hilfe benötigen. Wir hoffen natürlich alle, dass wir auf irgendeine Art und Weise helfen können, jedoch sitzen wir im Moment nur da und warten.
Es fällt mir schwer, in meinem Hotel ruhig zu schlafen. Denn ständig muss ich an all die Menschen denken, die in Kathmandu und anderen Regionen Nepals auf den Straßen übernachten müssen.
Ich kann nicht aufhören, an all die Menschen zu denken, die von diesem Chaos umgeben sind. Ich kann nicht aufhören, an all die Kinder zu denken, deren Leben zerstört wurde und die nach Mutter oder Vater Ausschau halten, wann diese endlich kommen um sie zu retten und alles zu erklären.
Es ist schwierig, mich mit dem Gedanken zu versöhnen, dass Gott gerade in meinem eigenen Leben großen Segen ausgießt, während andere Leute  gerade einen derartigen Horror erleben.
Doch dann erkenne ich, dass ich ja gar nicht derjenige sein muss, der versöhnt. Gott wird all dies Aussöhnen. Gott hat immer noch die Kontrolle und er hat die leidenden Menschen in Nepal keinesfalls vergessen.
Mein Herz war nach großen Naturkatastrophen schon häufig zerbrochen. Ich erinnere mich lebhaft an den Hurrikane Katrina in den USA, an die jüngsten Erdbeben in Pakistan, Haiti und China und an den Tsunami im Indischen Ozean. Ich hatte das Glück, bei den Wiederaufbauarbeiten und dem Erneuerungsprozess in New Orleans und Indonesien vor ein paar Jahren dabei sein zu dürfen
Jetzt ist Nepal mein Zuhause. Gott hat unsere Familie nicht hierher gestellt, um hier nur zu arbeiten oder medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen (obwohl wir glücklich sind, dass dies ein Teil davon ist). Gott hat uns hergebracht, um zu LIEBEN. Wir lieben Nepal und lieben die Menschen hier. Diese Katastrophe ist an einem Ort geschehen, den wir lieben und hat Menschen betroffen, die wir lieben.
Ich sehe keinen Sinn darin, Antworten oder Erklärungen zu finden, warum es passiert ist. Doch ich möchte, dass meine Reaktion darauf aus Liebe geschieht.
Bitte beten Sie für Nepal und für eine schnelle Lösung für die Einschätzung des Schadens und des verlorenen Lebens. Beten Sie für die Bereitstellung der benötigten Ausrüstung und Ressourcen, damit eine rasche Erholung nach diesem schrecklichen Unglück möglich ist. Bitte beten Sie für die Menschen in Nepal, dass sie inmitten dieser Tragödie Trost und Frieden in Gott finden.“
Aktuelle Informationen über die Maßnahmen von Geschenke der Hoffnung und unserer Partnerorganisation Samaritan’s Purse erhalten Sie auf unserer Internetseite.
Dort können Sie auch sicher online spenden.

Donnerstag, 9. April 2015

"Mein Traum ist …"

Wenn Dalit-Mädchen träumen lernen

Dalit-Kinder gehören von Geburt an zu den "Unberührbaren". Viele wachsen mit dem Wissen auf, niemals aus diesem Status ausbrechen zu können, nichts wert und nur gut für erniedrigende Arbeiten zu sein. Vor allem Mädchen, die auf dem Land leben, haben weder Perspektive noch Hoffnung für ihr Leben: Bis zur frühen Heirat sind sie dazu bestimmt, ihren Müttern im Haushalt zu helfen oder Geld zu verdienen, damit die Familie überleben kann. Oftmals werden Mädchen deshalb Opfer von Menschenhandel und Prostitution. Eine unbeschwerte Kindheit oder ein eigener Traum für ihr Leben bleibt ihnen verwehrt.
Anders sieht es bei den drei Freundinnen Myna, Mabhure und Deepika aus. Obwohl sie Dalits sind und in ärmlichen Verhältnissen leben, wissen sie doch, dass sie in ihrem Leben etwas erreichen können. Ihre Eltern können zwar nur als Tagelöhner arbeiten und die Mädchen müssen sich deshalb um den Haushalt kümmern, aber trotzdem lernen sie zielstrebig für die Schule. Die Gesellschaft sagt ihnen, dass sie ausgestoßen sind, aber sie haben etwas anderes gelernt: Die drei Freundinnen haben gelernt zu träumen. 

Mabhure, Myna und Deepika in ihren Schuluniformen.
Mabhure, Myna und Deepika (v. l. n. r.) lieben es, in der Schule zusammen zu lernen und zu spielen.
Die elfjährige Myna möchte Programmiererin werden und Mabhure und Deepika wünschen sich mit ihren zwölf und 13 Jahren, Ärztinnen zu werden. Alle drei gehen auf die "Good Shepherd School", die durch unser Projekt "Indien: Freiheit" unterstützt wird. Dort lernen sie anhand von biblischen Werten, dass sie wertvoll und gewollt sind und Gott einen Plan mit ihrem Leben hat. Sie bekommen die für Dalit-Mädchen seltene Chance einer guten englischen Schulbildung, die ihnen das Erlernen eines Berufs erheblich erleichtert. Im Gegensatz zu den meisten Dalit-Mädchen wissen Myna, Mabhure und Deepika, dass ihre Träume Wirklichkeit werden können.

Mit eurer Stimme und mit eurer Spende tragt ihr dazu bei, dass noch mehr Mädchen in Indien die Chance auf eine Schulbildung und die Verwirklichung ihres Traums bekommen.