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Samuel freut sich riesig über seinen Schuhkarton (Foto: David Vogt) | | | |
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Manchmal täuscht der äußere Eindruck. So war es auch bei der
vorletzten Station unserer Slowakei-Reise. Wir sind im Kulturzentrum in
Remeniny, einem kleinen Ort mit rund 300 Einwohnern. Jeder fünfte ist hier
arbeitslos. Doch die Schulkinder, die wir treffen, sehen weder besonders arm, noch besonders reich aus - ganz normal eben.
Der Leiter der örtlichen Grundschule hat mit Mitgliedern einer
Romagemeinde ein Theaterstück vorbereitet. Ein Schaf und ein Kamel unterhalten
sich über ihre Wahrnehmung der Weihnachtsgeschichte. Bei der Verteilung dabei
sind auch ein katholischer Priester und ein pensionierter pfingstkirchlicher
Pastor, Pawel Chalcak. Er ist extra aus der 50 Kilometer entfernten Stadt
Humene gekommen. Chalcak erklärt den Kindern und ihren anwesenden Eltern das
Anliegen von „Weihnachten im Schuhkarton“: „Uns sind Kinder wichtig und wir
wollen mit diesen Geschenken euch die Liebe Gottes greifbar machen.“ Schließlich kommen die Schuhkartons – sie
haben aus Rottweil und Achern den Weg hierher gefunden. Jedes Kind wird einzeln
nach vorne gerufen und erhält sein Päckchen. Die Lehrer helfen beim Aufmachen.
Was sich in den folgenden Momenten abspielt ist unbeschreiblich und treibt
einem die Tränen in die Augen: Die
Päckchen sind so toll gefüllt, dass viele Kinder ihr Glück nicht fassen können.
Viele stecken die Köpfe zusammen und begutachten gemeinsam den Schuhkartoninhalt.
Besonders hat es mir die Dreiergruppe Frantisek (10 Jahre), Jakub (13) und Emil
(11) angetan. Ich frage Jakub, was er denn sonst zu Weihnachten bekomme. Er
antwortet: „Nichts!“. Ich kann es kaum fassen und frage nochmal nach: „Du hast
noch nie ein Weihnachtsgeschenk bekommen? Das ist dein erstes Geschenk?“ Er
bejaht. Für ihn muss das wohl ein unglaublicher Moment sein. Ähnlich ergeht es
auch dem siebenjährigen Samuel. Auch er ist ganz begeistert über diesen
historischen Augenblick. Nach all dem Geschenketrubel folgen noch einige
Darbietungen der Kinder – u. a. das Märchen von „Schneewittchen und die sieben
Zwerge“ auf slowakisch.
Hartes Schicksal: Selbstmord der Mutter
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Ein Funke Hoffnung nach dem Selbstmord der Mutter (Foto: David Vogt) |
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Nach dieser beeindruckenden Verteilung machen wir uns auf in
einen anderen Ort. Wir werden die elfjährige Alzbeta Recova besuchen, die ein
besonderes Schicksal hat: Ihre Mutter hat sich vor etwa einem halben Jahr
umgebracht. Ihr Ehemann hatte sie brutal misshandelt, kam daraufhin ins Gefängnis.
Dann ließ sie sich mit dem Bruder ihres Mannes ein. Es wurde kaum besser. Hinzu
kamen hohe Schulden, die ihr Mann durch Trinken und Spielen angehäuft hatte. Voller Verzweiflung machte die Mutter ihrem Leben ein Ende - sie trank die Kühlflüssigkeit eines Autos.
Alzbeta lebt nun bei ihrer Oma. Bei den Vorbereitungen für die diesjährigen
Verteilungen von „Weihnachten im Schuhkarton“ wurden Christen vor Ort auf das
Schicksal dieses Mädchens aufmerksam. Neben dem Schuhkarton bringt unser
Reiseleiter auch einen großen Karton voller Lebensmittel zu der Familie.
Alzbeta versucht ihre Gefühle im Griff zu behalten. Der Schuhkarton ist für sie
eine besondere Freude, auch wenn er ihr Leid nicht lindern kann. Doch wieder
einmal zeigt sich: Durch „Weihnachten im Schuhkarton“ entstehen vor Ort neue
Beziehungen. Uns in Deutschland bleibt nichts anderes als zu beten und zu
hoffen, dass dieses Kind durch die Begegnung mit Christen erfährt, dass Gott
sie liebt und mit ihrem Leben trotz allem noch Großes vorhat.