In solchen Zwischenunterkünften werden bald Familien ein Obdach finden |
Was bleibt für die NGOs im Rahmen der Katastrophenhilfe
und des Wiederaufbaus zu tun? Lynn ist voll des Lobes über das regionale
politische System, das anders als in ähnlichen Situationen die er kennengelernt
hat, nach anfänglichen Startschwierigkeiten nun wirklich Verantwortung
übernimmt. Der Bau von „Bunk-Houses“, einfacher Schlafstätten für
Familien, wird federführend von behördlicher Seite vorangetrieben.
Hilfsorganisationen wie Samaritan’s Purse unterstützen diese Bemühungen und
klinken sich mit ihrer Hilfe ein in die Initiativen vor Ort ein. Die Verteilung der
Nahrungsmittel an Bedürftige geschieht nach Vorschlägen und Listen der
Bürgermeisterämter und der Stadtteilverantwortlichen „Barangay Captains“. Die
Verteilung erfolgt zwar unter Aufsicht der Hilfsorganisationen, wird aber von
eigens dafür angeleiteten örtlichen Mitarbeitern durchgeführt. Es ist absehbar,
dass die Verteilung von Nahrungsmitteln bereits in naher Zukunft sehr stark eingeschränkt
werden, weil die Versorgungslage sich wieder stabilisiert. Im Gespräch mit den
Bürgermeisterämtern wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das Ziel sei, so
zügig wie möglich von der Notfallhilfe „entwöhnt“ zu werden. Verteilt werden
weiterhin Hygiene-Kits und Decken, die dankbar angenommen werden. Als Lager und
Produktionsstätte dient Samaritan’s Purse das Luxus Hotel „The Oriental Leyte“,
das durch den Taifun vollständig zerstört wurde und nun eine Bauruine ist.
Vielleicht zwei Dutzend vorübergehend angestellte philippinische Arbeiter
stellen dort die Materialien zusammen und veranlassen die Auslieferung für die
Verteilaktionen.
Ein Bürgermeister, der fast alles verlor
Als ich Alberto Mendoza bei einer solchen Verteil-Aktion
begegne, hat er für seine Familie ein Hygiene-Kit und einen Kanister von der
mobilen Ausgabe abgeholt. Vor der Verteilung präsentierte ein philippinisches
Team auf unterhaltsame Weise ein Kurzprogramm über die Wichtigkeit, gerade
jetzt Hygiene nicht zu vernachlässigen. Alberto Mendoza, der sich selbst ‚Senior
Citizen‘ nennt weil erade 60 geworden ist, war zur Zeit der Katastrophe noch
„Baranguay-Captain“, eine Art Bezirksbürgermeister, obwohl bei der letzten Wahl
sein Kontrahent gesiegt hatte. Seine Amtszeit endete am 31. Dezember, und so
empfand der die Verantwortung für seinen Bezirk derart, dass er viele
schlaflose Nächte hatte. Sein Haus wurde völlig zerstört, aber Gott sei Dank
seien seine Familienangehörigen nicht zu Schaden gekommen. Anders seine
Nachbarn, die Verluste zu beklagen hätten. Er kann es immer noch nicht glauben,
dass er dem Bürgermeiseramt die Meldung habe machen müssen, dass etwa 90%
seines ‚Baranguay‘ komplett zerstört seien. Deshalb ist er unendlich dankbar
dafür, dass Organisationen wie Samaritan’s Purse sich um die Belange „seiner“
Menschen kümmern.
Wiederaufbau zunehmend im Fokus
Mehr und mehr geht es darum, dort zur Stelle zu sein, wo
örtliche Ressourcen nicht ausreichend verfügbar sind und gerade den Menschen zu
helfen, die aus eigener Anstrengung ihre Lebenssituation nicht wieder ordnen
können. Dazu gehören für Samaritan’s Purse primär der Wiederaufbau und die
Instandsetzung der beschädigten oder zerstörten Unterkünfte. Zu diesem Zweck wird
in den betreffenden Gegenden systematisch die Schadensbilanz einzelner Wohnsituationen
an Hand einer Reihe von Indikatoren erfasst und damit entschieden, welche Art
von Hilfe notwendig und sinnvoll ist. Auf der Basis dieses Assessments wird den
Betroffenen ein Gutschein ausgestellt, der die Art und Weise der Hilfe
auflistet, und in der Regel die Materialien wie Holz, Nägel, Abdeckplane etc. für
eine Ausbesserung oder für einen Neubau der Wohnsituation bereitstellt. Das
Wellblech für die Dacheindeckung soll von einer anderen NGO in Zusammenarbeit
mit den örtlichen Behörden bereitgestellt werden. In 70% der Fälle wird bislang
ein kompletter Neubau veranlasst, der dann nach Erklärung in Eigenleistung
geschehen soll. Sollte Eigenleistung kaum möglich sein, z.B. im Falle älterer
Menschen oder Witwen, werden ebenfalls Bargutscheine ausgestellt, damit lokale Dienstleistungen
in Anspruch genommen werden können. Nach Fertigstellung findet eine simple Endabnahme
statt um sicherzustellen, dass die Materialen für den vorgesehenen Zweck
verwendet wurden.
In einem kleinen, provisorischen Sägewerk wird Bauholz produziert |
Produktion von Baumaterialien
Für die Bereitstellung der Materialien hat Samaritan’s Purse
ein Programm gestartet, dass die vom Sturm gefällten Kokosstämme aufkauft und
in kleinen, eigens eingerichteten Sägewerken zu Bauholz verarbeitet. Dieses
Programm ist besonders auf den Teil der Bevölkerung abgestimmt, der direkte
Hilfe zum Wiederaufbau braucht, weil eigene finanzielle Ressourcen nicht
ausreichen. In diesem Sektor gibt es kaum Hilfe von Behörden oder anderen
Hilfswerken. Samaritan’s Purse erfüllt hier eine lebenswichtige Aufgabe, die
voraussichtlich noch beträchtliche Zeit auf finanzielle Unterstützung durch
Spender angewiesen ist, auch durch Partner von Geschenke der Hoffnung.
Kirchen haben Zulauf
Während wir mit Lynn unterwegs sind und die verschiedenen
Projekte besuchen wird deutlich, dass die Ersthilfe an vielen Orten ihr Ziel
erreicht hat und nun die Phase des Wiederaufbaus begonnen hat. Das wird auch
deutlich an der Zusammensetzung der Mitarbeiter. In den ersten Wochen nach der
Katastrophe wurden Mitarbeiter benötig, die kurzfristig für medizinische,
logistische und lebensunterstützende Programme verfügbar waren. Nun beginnt die
Zeit, wenn langfristigere Unterstützung gefragt ist. Es wird weiterhin
Expertise und Koordination benötigt, die durch qualifizierte Mitarbeiter von
Hilfswerken, die auf Wiederaufbau spezialisiert sind, geleistet werden kann. „Cluster
Meetings“, Absprachen zwischen den unterschiedlichen Hilfsorganisationen, sind
dabei unerlässlich. Für Samaritan’s Purse ist es wichtig, dass hier ebenfalls
die christlichen Gemeinden berücksichtigt werden, deren Kirchen oder
Versammlungsstätten vielfach ebenfalls schweren Schaden genommen haben. Da nach
der Katastrophe die Kirchen verstärkt Zulauf haben, ist es ebenfalls von Bedeutung, den Wiederaufbau von Kirchen zu unterstützen.