„Als ich am Samstagabend von dem schrecklichen Erdbeben in
meiner Heimat hörte, war ich tief betroffen. Natürlich versuchte ich schnell
mit meinen Eltern und Verwandten in Kontakt zu kommen. Sie leben in Pokhara,
etwa 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Auch dort waren die Erschütterungen
noch stark zu spüren. Doch in dem Dorf selbst kamen wohl nur zwei Menschen zu
Tode. Meine Angehörigen sind in Sicherheit. Ihre Häuser hielten den
Erschütterungen stand. Das liegt wohl auch daran, dass meine Eltern sich schon
beim Hausbau über das Risiko eines Bebens informiert haben und entsprechende
Vorkehrungen getroffen haben. Doch viele Menschen in Nepal sind sich des
Erdbebenrisikos nicht bewusst. Gerade in den Dörfern sind viele Menschen einfach zu arm, um sich ein erdbebensicheres Haus bauen zu können. In den Städten wie Kathmandu setzen sich viele einfach über die geltenden Bauvorschriften hinweg, die sicherstellen sollen, dass Häuser nicht so leicht einstürzen. Die
Behörden unternehmen auch nichts, um diese Regeln durchzusetzen.
Ich selbst habe in meiner Zeit in Nepal schon einige
Erdbeben miterlebt. Meistens wackelte die Erde nachts. Das macht natürlich Angst,
vor allem weil man sich nachts nicht so schnell in Sicherheit bringen kann.
Insofern war es gut, dass dieses Beben nun tagsüber war – sonst wären wohl noch
mehr Menschen umgekommen. Doch die Katastrophe wird das ohnehin schon sehr
unterentwickelte Land noch weiter zurückwerfen – vielleicht um 50 Jahre.
Meine Eltern und Verwandten haben nun die letzten drei
Nächte im Freien übernachtet. Mein Vater engagiert sich schon seit längerem
ehrenamtlich beim Roten Kreuz und ist aktuell auch daran beteiligt,
Erdbebenopfer mit wichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Doch das große Problem in
Nepal ist die Korruption. Viel Geld versickert bei den staatlichen
Institutionen. Ich hoffe sehr, dass private Hilfsorganisationen wie Geschenke
der Hoffnung/Samaritan’s Purse dazu beitragen können, dass Menschen wirklich
geholfen werden kann.
Die Situation meines Landes macht mich sehr traurig. Ich
weine über mein Land. Gestern versuchte ich zur Arbeit zu gehen, konnte mich
jedoch nicht konzentrieren. Ich fühle mich hilflos aus der Ferne zu sehen, wie
meine Heimat im Chaos versinkt. Ich hoffe sehr, dass viele Menschen spenden und
das Geld an die richtigen Stellen gelangt.“
Sagun Paudel (32) promoviert derzeit im Fachbereich
Wasserbau an der TU Darmstadt. Ihr Traum ist es, ein Mini-Wasserkraftwerk zu
entwickeln, das dann in ihrer Heimat zum Einsatz kommen kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen