Das Team unserer Partnerorganisation Samaritan´s Purse leistet mehr als medizinische Versorgung
Es ist Samstag, der 16.
April um 18:30 Uhr. Familien sitzen beim Abendessen, Kinder spielen auf
der Straße, alle genießen ihre normale Wochenendroutine. Niemand ahnt, dass
dieser Samstagabend eine verheerende Katastrophe mit sich bringt.
Kurz vor 19 Uhr erschüttert ein Erdbeben der Stärke 7,8 die
Nordküste Ecuadors. Es fordert über 660 Leben, mehr als 4.500 Verletzte und
machte tausende Häuser dem Erdboden gleich.
Wie an jedem Wochenende spielt die sieben Jahre alte
Marielena Rodriguez auch an diesem Samstagabend mit ihren Cousins im Park. Sie
ist mit dem Rad unterwegs als plötzlich der Boden zu beben beginnt und eine Betonmauer
direkt über ihr zum Einstürzen bringt. Marielena sitzt unter den Trümmern fest.
Als ihre Cousins sie finden, denken sie, dass sie tot ist.
So schnell sie können rennen sie zum Haus ihrer Eltern, Banner und Eugenia, um
zu berichten, was passiert ist.
Sofort eilen Banner und Eugenia in den Park, doch als sie
dort ankommen, können sie ihr kleines Mädchen nirgends entdecken. Sie suchen
und suchen und rufen verzweifelt Marielenas Namen. In der ganzen Stadt halten
die beiden Ausschau, gehen von Krankenhaus zu Krankenhaus und wiederholen immer
und immer wieder die Beschreibung ihrer Tochter – „ein siebenjähriges Mädchen
mit braunen Haaren und braunen Augen“. Die Stunden vergehen, doch sie geben
nicht auf.
„Ich war verzweifelt. Mir war nur noch zum Weinen zumute, aber ich musste für meine Frau stark bleiben“, erzählt Banner. „Meine Frau ist fast verrückt geworden, so viele Krankenhäuser haben wir abgesucht.“
„Meine Seele kam zu mir zurück,“ berichtet Banner. Banner, Eugenia und Marielena fallen sich in die Arme und
weinen vor Freude, dass sie einander wiedergefunden hatten.
Das Krankenhaus war mit den Massen der Opfer des Erdbebens jedoch
so überfordert, dass dort nicht viel für Marielena getan werden konnte. Die
Rodriguez Familie hört aber von einem nahe gelegenen Feldlazarett, das von
unserer Partnerorganisation Samaritan´s Purse eingerichtet wurde. Sie hoffen,
dass dort jemand ihrer Tochter helfen kann.
In dem Zelt-Krankenhaus erstellen die Ärzte ein Röntgenbild,
das zeigt, dass Marielena zahlreiche Frakturen in ihrem linken Oberschenkelknochen
erlitten hat. Eine Operation ist unumgänglich.
Dr. Leland McCluskey, ein erfahrender Unfallchirurg, führt
die Operation durch und setzt mehrere Pins, um das Bein wieder auszurichten.
Während Marielena im OP ist, geht es ihrer Mutter immer
schlechter. Mitarbeiter des medizinischen Teams bringen sie direkt in die
Notaufnahme, wo festgestellt wird, dass sie unterernährt ist und an einer
beidseitigen Lungenentzündung, sowie einer chronischen Lungenkrankheit leidet. Die Neuigkeiten ihrer eigenen Krankheit, zusammen mit der
Operation ihrer Tochter, ist zu viel für Eugenia. Sie bekommt eine
Panikattacke. Die Ärzte und Krankenschwestern handelten sofort und sind zur
richtigen Zeit zur Stelle, um Eugenia in ihrer Notlage zu helfen.
Während das medizinische Team sich um die körperlichen
Belange kümmert, nimmt sich eine der Krankenschwestern in all dem Trubel die
Zeit und stellt sich an Eugenias Seite um ihr sanft das Haar zu streicheln. Sie
betet für Eugenia und ermutigt sie, ruhig zu atmen. Langsam normalisiert sich
ihr Herzrhythmus wieder, ihre verkrampften Finger entspannten sich und ihr
glasiger Blick beginnt, die Menschen um sie herum zu fokussieren.
„Ich kann mir kaum vorstellen wie es ist, so etwas
durchzumachen. Das Ausmaß des Schadens, die eingestürzten Häuser,“ erzählt
Justin Dennery, eine der Krankenschwestern, die in dem Feldlazarett tätig ist.
„All die Not stürzte auf einmal auf die arme Frau ein, sie war in einem Zustand
purer Panik.“
„Sie hatte einen Moment schierer Verzweiflung,“ sagt Edgar
Straube, ein Seelsorger bei Samaritan´s Purse. Edgar hat nach der Panikattacke
geduldig an Eugenias Bett gesessen, beruhigend auf sie eingeredet und sie mit
Suppe gefuttert. Auf einmal hat er ganz deutlich gespürt, dass es Zeit war, ihr
von Jesus Christus zu erzählen.
Auf der anderen Seite des Krankenhauses kommt zur gleichen
Zeit Marielena aus dem OP und erfährt, dass ihre Mutter ebenfalls krank ist.
Zusammengerollt liegt das tapfere Mädchen in ihrem
Krankenbett und umklammert die geliebte pinke Puppe – das Einzige, das ihr in
der Krankenstation aus Zelten vertraut ist. Das Team vor Ort ist kreativ und
schafft es trotz der Sprachbarrieren mit Marielena zu kommunizieren und sie
aufzumuntern.
Eine der Krankenschwestern malt bunte Blumen auf Marielenas
Gipsverband. Ein anderes Teammitglied stellt ihr witzige Fragen und spielt mit
ihr und der Puppe. Ganz langsam weichen die Tränen einem Lächeln – eine
universale Sprache.
Am späten Nachmittag trifft Marielenas Vater nach einer
langen Schicht auf der Arbeit wieder am Krankenhaus ein. Als er die Station
betritt, leuchtet ihr Gesicht auf. „Poppy!“ ruft sie und wirft sich in seine
Arme.
Ein paar Stunden später entscheiden die Ärzte, dass Eugenia
kräftig genug ist, um sich an das Bett ihrer Tochter zu setzen. Zum zweiten Mal
in dieser Woche ist die Familie Rodriguez wieder vereint – aber diesmal ist
etwas anders. Eugenia hat sich für ein Leben mit Gott entschieden. Sie sagt:
„Ich möchte meinen Kindern weitergeben, dass sie Jesus in ihr Herz lassen
können.“
Neun Stunden lang suchten Eugenia und ihr Mann nach ihrer
Tochter und befürchteten das Schlimmste. Mit Tränen in den Augen sagt sie: „Ich
dachte sie sei tot.“
Jetzt hat Eugenia nicht nur ihre Tochter wiedergefunden,
sondern auch ihr Vertrauen in Jesus. „Ich habe nach ihm gerufen und er hat mein
Herz berührt. Er hat mir in meiner Not geholfen,“ erklärt Eugenia.
Diese Geschichte ist nur ein kleiner Einblick in die
Notfallhilfe unseres Partners Samaritan´s Purse in Ecuador. Bis heute hat das
Team vor Ort mehr als 600 Patienten behandelt und über 160 Operationen
durchgeführt. Jeden Tag kommen neue Patienten in das Zelt-Krankenhaus, jeden
Tag werden Leben berührt.
Zusätzlich zur medizinischen Hilfe wurden tausende
Hygienepakete, Wasserfilter für Haushalte und Zeltplanen verteilt. Zudem wurde
ein Wasserfiltersystem im Krankenhaus in Jama, Ecuador, installiert. Täglich
werden so 200 Menschen im Krankenhaus mit sauberem Wasser versorgt und eine
sichere Wasserquelle der Gemeinde zur Verfügung gestellt.
Kleine Lichtblicke für Menschen, dir ihr Zuhause,
Familienmitglieder und Freunde verloren haben.
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