Mittwoch, 10. Februar 2016

Begegnungen in der Fremde


Langfristige Hilfe und Hoffnung für Geflüchtete

 „Wenn jemand unterzugehen droht, reiche ich ihm die Hand. 
Ich frage ihn nicht vorher, ob er Hilfe braucht, sondern biete sie ihm einfach an.“

Helfer an der Küste weisen den Ankommenden den Weg zum sicheren Ufer.
Die 30 Tage, die Shahram Adim als Seelsorger auf der Flüchtlingsroute in Kroatien verbrachte, haben ihm die Nöte der Flüchtlinge besonders vor Augen geführt. Vor allem eins wurde ihm deutlicher denn je: „Kleidung, Schuhe und Obdach sind wichtig, aber das Rettungsangebot Gottes ist wichtiger.“  Über der materiellen Not, unter der die Flüchtlinge leiden, stehen traumatisierende Erlebnisse, die sie in ihren Herkunftsländern oder auf der Flucht durchmachen mussten und eine tiefe Sehnsucht nach einer sicheren und friedvollen Zukunft für sich und ihre Familien.
Außerhalb ihrer Heimat, fernab von Krieg und Terror, sind die meisten Geflüchteten offen, sich auf die Suche nach einem Gott zu begeben, der sie liebt und Gutes für sie im Sinn hat. Deshalb werden die sogenannten Gesprächsoasen, die wir gemeinsam mit unserem Partner Samaritan’s Purse in einer ersten 30-tägigen Testphase in Griechenland und Kroatien eingerichtet haben, weitergeführt. Mit offenen Ohren, Zeit und Einfühlsamkeit widmeten sich unsere Mitarbeiter in dieser Zeit den Nöten und Sorgen der Menschen, beteten auf Wunsch für sie und mit Ihnen und verteilten christliche Literatur an Interessierte. Dieses Angebot wurde sowohl in Kroatien als auch in Griechenland, wo Reinhard Scheumann, Leiter für internationale Projekte bei Geschenke der Hoffnung, das Team koordinierte, gerne wahrgenommen: In Griechenland sprachen über 4.500 Menschen mit den Mitarbeitern, in Kroatien suchten mehr als 2.000 Menschen die Gesprächsoase auf. Mitarbeiter unserer Partnerorganisation Samaritan’s Purse werden diese Arbeit fortsetzen. An der Suche nach und Rekrutierung von weiteren ausgebildeten Seelsorgern beteiligt sich auch Geschenke der Hoffnung.
Die Gesprächsoase in einem Flüchtlingscamp in Griechenland.

Mitarbeiter erzählen

Im Folgenden erzählen unsere Mitarbeiter was sie in Kroatien und Griechenland erlebt haben. Neben ganz praktischer Hilfe wie das Angebot von WLAN in den Gesprächsoasen, Auskünfte über Möglichkeiten der Weiterreise und das Verteilen von Tee, Obst und Keksen, gab es viele Gelegenheiten für persönliche Begegnungen. Aus unterschiedlichsten Gründen waren Menschen von ihrem bisherigen Glauben enttäuscht und nun offen, die Wahrheit über Jesus herauszufinden. Mit Einfühlungsvermögen widmeten sich die Seelsorger jedem Menschen mit den individuellen Bedürfnissen, die er in dem Moment hatte. Als überzeugte Christen beantworteten unsere Mitarbeiter gerne alle Fragen über Gott und den Sinn des Lebens. Als christliches Werk sind wir davon überzeugt, dass nur er den Flüchtenden wirklichen Trost, echte Geborgenheit und eine gute Zukunft geben kann.
Gelegenheit zum Helfen gab es überall – selbst, wenn es nur eine einfache Auskunft war.
Häufig ergaben sich auch persönliche Gespräche.

Gottes Wort statt Medizin
Ein junger Mann lief eines Nachmittags an mir vorbei und zeigte mir eine Packung Medizin: „Endlich habe ich Medizin, die mir hilft, zu schlafen. Ich kann nachts nicht schlafen.” Ich erklärte ihm, dass man von den Tabletten abhängig werden könne und das sehr ungesund sei. Mit den Achseln zuckend meinte er nur: „Was soll ich sonst tun?“
Daraufhin zeigte ich ihm das Neue Testament der Bibel und versprach ihm, dass es ihm in seinem Leben helfen würde – auch bei seinen Schlafproblemen. Neugierig nahm er das Buch und ich ermutigte ihn, zu mir zu kommen, wenn sich Fragen ergeben. Nach einer Stunde kam er zurück und sagte mir, er glaube, dass dies die wahren Worte Gottes seien. Er hätte schon als Kind das Verlangen gehabt, an Jesus Christus zu glauben und wollte nun wissen, wie das geht. Ich erklärte ihm, dass Jesus eine echte Freundschaft mit ihm haben möchte. Nachdem wir zusammen gebetet hatten, umarmte er mich so fest, dass meine Rippen beinahe brachen. Als ich ihm in die Augen schaute, strahlten sie voller Freude und neuer Hoffnung.


Die Wahrheit über Gott finden
Eines Mittags setzte ich mich zu einigen Afghanen, die in der Nähe unserer Gesprächsoase aßen. Zuerst tauschten sie sich über ihre Erlebnisse auf der Flucht aus und kamen bald auf Poesie zu sprechen, die sich thematisch mit der Reise des Lebens beschäftigt. Einer der Männer war ein Vater, der seine beiden Söhne neben sich sitzen hatte. Er schien sich mit afghanischer Literatur und Poesie bestens auszukennen. Plötzlich wandte er sich mir zu und sagte: „Wir wissen einfach nicht, wohin wir gehen sollen.“ Ich stand auf und sagte: „Ich habe etwas für dich.“ Ich holte einige Zettel mit christlichen Liedern auf Dari, seiner Muttersprache, die ebenfalls eine Übersetzung ins Englische enthielten. Während der Vater anfing zu lesen, versuchte auch sein 17-jähriger Sohn einige Blicke zu erhaschen – er schien sehr an der englischen Übersetzung interessiert. „Kann ich das behalten?“, fragte der sichtlich beeindruckte Vater. „Es gehört dir. Komm wieder, wenn du Fragen hast“, bestätigte ich mein Geschenk an ihn. Einige Stunden später kamen die beiden wieder und wollten mehr über diesen Gott erfahren. Ich gab ihnen eine Bibel und ermunterte sie darin zu lesen. Am darauffolgenden Tag kamen sie mit einigen Fragen wieder, die ich ihnen gern beantwortete. Einen Tag später suchten sie mich wieder auf, küssten mich und riefen freudestrahlend: „Wir haben die Wahrheit gefunden, wir glauben jetzt an Jesus.“ Ich umarmte sie und sagte: „Von jetzt an wird euch die Bibel in eurem Leben helfen.“ 

Die wichtigste Botschaft
Eines Tages traf ich ein verzweifeltes afghanisches Ehepaar auf der Straße. Die Frau war schwanger, hatte Blutungen und große Angst, das Kind zu verlieren. Sofort brachte ich die beiden ins Krankenhaus. Als ich sie dort an den behandelnden Arzt übergeben hatte, kam ich mit vier Iranern ins Gespräch. Schon bald wandte sich das Thema der Bibel und der Geschichte des barmherzigen Samariters aus Lukas 10 zu. Während wir sprachen, stieß eine weitere Frau zu uns und meine Gesprächspartner beteuerten ihr, dass sie zuhören sollte, weil ihr das, was ich erzählte, im Leben helfen könne. Wir redeten weiter, doch als ich gerade für die Gruppe beten wollte, erschien ein weiterer Freund der Gruppe, den sie seit ihrem Aufenthalt in Mazedonien vermisst hatten. Die Wiedersehensfreude war riesig und sofort erklärten meine Zuhörer ihrem Freund, dass ich ihnen gerade von Jesus erzählte und auch er unbedingt zuhören sollte. Dieser wiederum hielt es für notwendig, dass weitere 70 Bekannte, die in einem Zelt draußen untergebracht waren, ebenfalls die Botschaft hörten und so machten wir uns auf den Weg zu ihnen. Im Zelt angekommen stellten sie mich mit Namen vor und sagten: „Er ist aus Deutschland hier her gekommen, um uns Flüchtlingen zu helfen. Er ist Christ und möchte uns von Jesus Christus erzählen“. Sofort drängten sich alle Anwesenden um mich und hörten gespannt zu. Am Ende, als ich fragte, wer diesen Jesus näher kennenlernen möchte, riefen die meisten von ihnen laut „Ich!“. Ich war überwältigt von ihrer Offenheit und von der Liebe Gottes für jeden von ihnen. Die vier Personen, die ich ganz am Anfang getroffen hatte und ich wurden gute Freunde.

Demut und Dankbarkeit statt Hass und Terror

Neben all den guten Gesprächen und Gelegenheiten, Menschen praktisch zu helfen, kam unseren Mitarbeitern eins immer wieder entgegen: Mit tiefer Dankbarkeit und Demut begegneten die Flüchtlinge jeder Hilfe, die ihnen angeboten wurde. Häufig beteuerten sie, dass sie die Hilfe zurückzahlen wollen, wenn sie es irgendwann können. Reinhard Scheumann war in Griechenland oft beschämt von den Reaktionen der Geflüchteten: „Wir im Team waren uns einig, dass man mehr zurückbekommt, als man investiert. Eigentlich habe ich ja nichts gemacht, außer zu helfen. Die Dankbarkeit für eine Banane oder eine Auskunft war überwältigend.“
"Täglich hörten wir Geschichten, die sehr zu Herzen gingen", berichtet Reinhard Scheumann von seinem Aufenthalt.
Wenn wir – egal, ob Christen oder nicht – eine Kultur der Annahme und Unterstützung für die Geflüchteten schaffen, tragen wir dazu bei, dass sie Angst, Hass und Terror hinter sich lassen und einen positiven, friedvollen Neustart wagen können.
Mit Ihrer Unterstützung für das Projekt „Flüchtlingshilfeund Weihnachtsfreude“ tragen Sie aktiv zu einem guten, respektvollen Miteinander bei. Auch in diesem Jahr werden wir in Deutschland ein Zeichen setzen und planen zur Weihnachtszeit liebevoll gepackte Schuhkartons an Flüchtlingskinder zu verteilen. Unterstützen Sie diese Initiative schon jetzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen