Montag, 25. April 2016

Wenn Helfer weinen

Die mobile Krankenstation unseres Partners Samaritan's Purse in Chone
(Ecuador)
Sie war 86 Jahre alt. Sie kam gerade mit ihrem Sohn aus dem Haus, als sein Strommast – der durch das Erdbeben beschädigt wurde – abknickte und auf einen Baum krachte. Äste stürzten auf die Frau und verletzten sie am Kopf, der Schulter und am Knöchel.
Der Unfall ereignete sich keine fünf Minuten von unserer gerade eingerichteten Krankenstation in Chone (Ecuador). Ihr Sohn brachte seine Mutter gleich zu uns. Ihr rechter Knöchel war stark verletzt und löste sich fast ab. Ihr Fuß war plattgedrückt.






Trotz ihrer starken Verletzungen war sie bei klarem Verstand, als sie zu uns kam. Sie berichtete, wie sehr ihre Beine schmerzten. Unsere Mediziner begannen sofort mit der Arbeit.

Die Sauerstoffsättigung im Blut sank und der Puls ging hoch. Die Atmung wurde schwerer. Wir röntgten sie und stellten fest, dass alle ihre Rippen gebrochen waren, manche sogar mehrfach. Sie blutete am Kopf. Unsere Ärzte stellten schnell fest, dass sie eine ernsthafte Hirnverletzung hat.



Die Stadt Chone liegt etwa sieben Stunden von der Hauptstadt Quito entfernt

Wir konnten nichts tun, um ihr zu helfen. Ihr Sohn und ihre Tochter kamen herein. Auch die Schwiegertochter. Wir hielten Vorhänge hoch, um der Familie etwas Privatssphäre in ihrer Trauer zu geben. Es war ein besonderer Moment und nach kurzer Zeit öffnete die Frau ihre Augen. Es war offensichtlich, dass sie hörte und darauf reagierte was ihre Familie zu ihr sagte.
Langsam wurde die Atmung schwächer. Ein Seelsorger von uns las den 23. Psalm vor und sang mit der Familie ein Lied. Die Patientin machte ihre letzten Atemzüge und starb schließlich. Es war der erste Todesfall in unserer Krankenstation, seitdem wir Mitte vergangener Woche mit der Arbeit begonnen haben.
Es war sehr traurig, dies mit anzusehen. Einige von uns konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. Als die Familie uns verließ, lag der Körper der Mutter auf dem Rücksitz des Mini-Vans
Ihr Sohn, ein gestandener Mann in den Fünfzigern, umarmte mich und küsste meinen Hals und sagte: „Vielen Dank!“

Das Leben kann oft wie ein Blitzlicht enden – ohne Vorwarnung. Wir sollten uns selber fragen, ob wir dazu bereit sind für das, was danach kommt. Ich weiß nicht, was die verletzte Frau geglaubt hat. Ich hoffe sehr, dass sie in ihrem Leben Jesus kennengelernt und ihr Leben ihm anvertraut hat. Haben Sie es getan?

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