Mittwoch, 18. Dezember 2013

6.000.000 Schuhkarton: Wenn ein Wunsch unerfüllt bleibt



Mirela Enea mit dem 6.000.000 Schuhkarton
Mirela Enea mit ihrem Schuhkartongeschenk
(Foto: David Vogt)







Auch am dritten Tag unserer Verteilungen erlebten wir bewegende Szenen und hörten eindrückliche Geschichten. Höhepunkt war die symbolische Übergabe des sechsmillionsten Schuhkartons durch den Pastor einer Romagemeinde in Sabinov (Ostslowakei), Marian Kaleja. Die zwölfjährige Nela Kalejova und ihre vier Geschwister leben samt Großeltern und Nachbarn – insgesamt elf Leute - in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Nelas größter Wunsch ist es, dass ihre Mutter wieder zurückkommt. Vor vier Jahren verließ diese ihre Familie – der Alkohol machte sie krank. Heute lebt Nelas Mutter auf der Straße und hat wechselnde Beziehungen zu anderen Männern. Ihr Noch-Ehemann kümmert sich nun allein um seine Kinder. Pro Monat hat die Großfamilie zwischen 50 und 100 Euro zum Leben – doch das Geld bekommen sie nicht vom Staat, sondern von der Gemeinde, die die Päckchen verteilt. Nach der Rückkehr von einem Arbeitsaufenthalt in England bekam Vater Robert Probleme mit den Behörden – der Antrag auf Sozialhilfe wurde aufgrund von Formfehlern bislang nicht bearbeitet. Seit über drei Jahren wartet er vergeblich auf Unterstützung vom Staat. 

Nela (12) mit ihrem Geschenk von "Weihnachten im Schuhkarton"
Nela (12) bekommt ihr Weihnachtsgeschenk
(Foto: David Vogt) 
Tränen fließen
Als wir zu der Familie kommen, fließen die ersten Tränen bei Nela. Im Beisein von Mirela Enea – die selbst vor 15 Jahren ein Päckchen von „Weihnachten im Schuhkarton“ in Rumänien erhielt – bekommt das Mädchen symbolisch das „Jubiläumsgeschenk“ überreicht. Mirela hat den Karton extra für die Zwölfjährige gepackt. Darin befinden sich u. a. ein Schal, eine Mütze, ein schönes Kuscheltier, Schulutensilien und Süßigkeiten. Es ist das einzige Weihnachtsgeschenk für Nela. Sie ist sehr dankbar über die Geschenke und die Anteilnahme an ihrer Situation. Gerührt darüber umarmt das kleine Mädchen die 25-Jähriger. Doch man merkt gleichzeitig, wie sehr sie das Fehlen der eigenen Mutter bedrückt. Ihre jüngeren Geschwister, die ebenfalls Schuhkartongeschenke erhalten, sind fröhlicher. Wahrscheinlich ist für sie das Ausmaß der Tragödie noch nicht recht zu begreifen. Ganz konzentriert packen sie ihre Päckchen aus und bewundern den Inhalt. 

"Du bist etwas ganz Besonderes"
Mirela und Nela im Gespräch
(Foto: David Vogt) 
Täglich betet Nela dafür, dass ihre Mutter doch wieder zurückkommen möge. Der Glaube an Gott gibt ihr die nötige Hoffnung, um in dieser schweren Situation nicht völlig zu verzweifeln. Pastor Kaleja bewundert die Familie für ihre Standhaftigkeit im Glauben: „Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen würde.“ Auch wenn wir Nelas größten Wunsch nicht erfüllen können, so hat doch „Weihnachten im Schuhkarton“ etwas Licht in diese Dunkelheit gebracht. Nela und Mirela tauschen am Ende ihre Adressen aus – vielleicht entsteht ja eine Brieffreundschaft zwischen den beiden Päckchen-Empfängern. „Du bist etwas ganz besonderes und ich bete für dich“, spricht die 25-Jährige dem Kind zu. Alle sind sehr dankbar über unseren Besuch. Zum Abschluss erbittet Großvater Dionis Gottes Segen für uns. In dem Wissen, dass Christen vor Ort sich weiterhin um Nela und ihre Angehörigen kümmern werden, treten wir den Weg zu unserer Unterkunft an. Den heutigen Tag wird sicher jeder der Beteiligten für immer in Erinnerung behalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen