Freitag, 11. Juli 2014

Zeichen der Versöhnung in Zeiten des Hasses



Ein Bericht aus dem Projekt "Palästinensische Gebiete: Frieden"


Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten wächst derzeit mit jeder Stunde. Während auf politischer Ebene alle Hoffnung auf Frieden und Versöhnung schwindet, leiden die Menschen: Auf Angriffe folgen Vergeltungsschläge, es gibt Tote und Verletzte - auf beiden Seiten. In unserem Projekt "Palästinensische Gebiete: Frieden" arbeiten Johnny und Marlene Shawan seit mehr als zehn Jahren daran, den Kindern und ihren Familien in ihrer Nachbarschaft zu zeigen, dass friedliches Zusammenleben möglich ist. Über die DMG, einem christlichen Hilfs- und Missionswerk, das das Ehepaar ausgesendet hat, erhielten wir diesen persönlichen Bericht von den Shawans: 
 
Während die Kinder am Fußballsommercamp teilnehmen, verschärft sich der Konflikt.

Schon mehr als zwei Wochen schallen die fröhliche Stimmen von rund 170 Kindern durch unser Beit Al Liqa (Haus der Begegnung) in Beit Jala bei Bethlehem. Es sind die Teilnehmer unseres christlichen Sommercamps. In allen Aktivitäten geht es um Brasilien, die Fußballweltmeisterschaft, und darum, als Team eins zu sein – ganz nach dem Motto: „Einer für alle und alle für einen!“ Doch während wir hier den Kindern auf fröhliche Weise die Botschaft der Bibel nahebringen, wie wir miteinander umgehen sollen und in Frieden leben können, eskalieren in unserem Land erneut Hass und Gewalt.

Das "Haus der Begegnung" in Beit Jala.
Wir waren erschüttert, als wir hörten, dass die entführten israelischen Jugendlichen getötet worden waren. Doch sofort mischte sich die Trauer mit Sorge vor den Gegenreaktionen. Tatsächlich hören wir seitdem fast jeden Tag eine neue schreckliche Geschichte. Letzten Sonntag ist Pastor Atallah, ein Vorstandsmitglied unseres Zentrums, auf dem Weg zu einem Dienst von Siedlern angegriffen worden. Er konnte gerade noch entkommen, doch sein Fahrzeug wurde schwer beschädigt. Am nächsten Camptag erzählte er uns in der Mitarbeiterandacht davon.

Auf beiden Seiten herrscht Angst: Die Palästinenser – Christen wie Muslime – trauen sich nicht mehr, ihre Gebiete zu verlassen. So verbringen wir unseren dritten Ausflugstag mit den Campkindern wieder nur hier in Bethlehem. Die Gefahr, dass bei der Fahrt durch israelische Gebiete etwas passieren könnte, ist einfach zu groß. Und die Israelis haben Angst vor Raketen aus Gaza. Sobald es Alarm gibt, rennen Tausende panisch in die Schutzräume. Als ich gestern Abend noch spät im Büro saß, hörte ich draußen Sirenen heulen. Kurz darauf in der Ferne die dumpfen Einschläge einiger Raketen. Eine israelische Siedlung ganz in unserer Nähe ist getroffen worden. Es ist unfassbar, wohin Hass und Vergeltung beide Völker führt.

Am nächsten Morgen bei der Andacht erzählten uns Mitarbeiter, wie sie den Luftangriff erlebt haben. Danach im geistlichen Programm ging es um das Thema Vergebung. Der Knecht, dem alle Schulden erlassen wurden, lässt seinen Mitknecht wegen einer kleinen Summe ins Gefängnis werfen. „Gott möchte nicht, dass wir so handeln“, erklärt Rana den Kindern. „Er möchte, dass wir einander vergeben, so wie er uns durch seinen Sohn vergeben hat!“ Im Stillen bete ich, dass diese Kinder wirklich verstehen, was Versöhnung bedeutet. Dass ihre Herzen nicht vergiftet werden durch den Hass, der sich um uns her wieder ausbreitet.

Versöhnung und Frieden sind möglich - dies lernen bereits die Kleinsten im Projekt "Palästinensische Gebiete: Frieden".
„Wir müssen gemeinsam für die Situation beten“, schlägt einer der Pastoren bei unserem monatlichen Treffen am Samstag vor. Natürlich stimmten alle Anwesenden zu. Zur selben Zeit treffen sich in Beersheva einige messianische Pastoren, und auch ihnen legt der Herr das gemeinsame Gebet mit ihren arabischen Glaubensgeschwistern an Herz. Als unser Freund dort uns einen Tag später anruft und davon erzählt, sind wir begeistert von Gottes Timing. Am Sonntag findet nun das erste gemeinsame Friedensgebet arabischer und messianischer Christen an einem neutralen Ort zwischen den Gebieten statt. Was für ein Zeichen!

In unseren diesjährigen selbstgeschriebenen Camplied heißt es: „Als Team gewinnen wir. Jesus ist das Geheimnis unseres Erfolges, denn er macht uns zur Einheit!“ Genau das ist unsere Stärke. Als Kinder Gottes sind wir eins in Christus, und wir stehen auf der Seite des Siegers. Danke, wenn Sie durch Ihre Gebete mit uns um den Frieden in unserem Land ringen.


Johnny und Marlene Shawan leiten das Beit al Liqa'




Weitere Informationen über die Arbeit der Shawans im Beit al Liqa' im Projekt "Palästinensische Gebiete: Frieden" finden Sie hier. Sie finden dort auch die Möglichkeit, die Friedensarbeit mit einer einmaligen Spende oder einer Patenschaft zu unterstützen.

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